Wie sehr eine drohende Katastrophe die Bevölkerung zusammen hält, kann man dieser Tage in Magdeburg sehen. Ein herausragendes Beispiel: Die Sandsackfüllstation in der Virchowerstraße.
Wer den Platz betritt, findet sich in einem organisierten Chaos wieder. Überall arbeiten Menschen. Sie fahren Radlader und LKWs, leiten den Verkehr, füllen Sandsäcke, reparieren Paletten, laden LKWs, versorgen Helfer mit Essen und räumen sogar den Müll weg. Begleitet werden die Arbeiten durch Musik, ein DJ hält die Helfer bei Laune. Es vergehen kaum fünf Minuten, in denen man nicht gefragt wird, wo man sich registrieren kann, um zu helfen. Die Schlange an der Anmeldung wird nicht kürzer. Koordiniert und organisiert wird der Platz durch Technisches Hilfswerk (THW), Feuerwehr und Bundeswehr. Die Rettungsdienste sind für den Fall der Fälle ständig vor Ort.
THW-Zugführer Uwe Kretzschmar, Mitglied der Einsatzleitung, betont, die Bereitschaft der Bevölkerung zu helfen, sei von Anfang an umwerfend gewesen. Seit Sonntag werden ununterbrochen Sandsäcke gefüllt. Auf Grund des Hochwassers musste der ursprüngliche Sandsackfüllplatz aufgegeben werden. Bei der Planung des neuen hat das THW tatkräftig mitgewirkt. Das Ergebnis: Jeden Tag werden hier 80.000 bis 100.000 Sandsäcke gefüllt und abtransportiert. Jede Nacht leuchten die THW-Helfer den Platz aus, damit die Schippen nie still stehen.
Jene Freiwillige, die den Verkehr leiten, stattet das THW mit Warnwesten aus. Die THW-Helfer sind zahlenmäßig deutlich in der Minderheit: Nur knapp 10 Helfer sind vor Ort, unterstützen die Einsatzleitung und leuchten den Platz aus. Die anderen sind entweder im Einsatz an Deichen oder in Bereitschaft, für den Fall, das eben diese nachgeben. Von der Leistung der Menschen zeigt sich Kretschmar beeindruckt: „Ich ziehe meinen Hut vor den Helfern. Was die hier leisten ist der Wahnsinn.“ Er ist der Meinung, dass all jene, die hier Unmögliches möglich machen, jede Form der Anerkennung und Auszeichnung verdienten. Gerade als er das sagt, meldet sich ein junger Mann ab. Er gibt ihm die Warnweste, auf der THW zu lesen ist, zurück und meint: „Ich gehe kurz heim und bringe meine Kinder ins Bett. Aber ich bin gleich wieder da.
Fotos & Text: THW